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Effizienzargument

16 Sep 2006 - 10:56 | Version 5 |

Zum Effizienzargument gibt es folgende Seiten, auf denen diskutiert werden darf:

Umstrittenes Argument

Die Aussage, dass mit ICT Effizienzsteigerungen in der Aus- und Weiterbildung erreichbar seien, klingt ungewohnt und vielleicht auch bedrohlich. Sie wird sicherlich sofort in mehrfacher Hinsicht Widerstand hervorrufen:
  • Bildung darf nicht nach ökonomischen Massstäben beurteilt werden.
  • Zahlreiche eigene und fremde Erfahrungen können zu einem gequälten Lachen führen, wenn man die Begriffe ICT und Effizienz im gleichen Satz hört. Oft verschlingt der ICT-Einsatz viel Geld und Zeit.
  • Effizienz wird oft mit Stellenabbau in Verbindung gebracht. Lehrpersonen lassen sich doch aber nicht durch Computer ersetzen!

Trotzdem lohnt es sich, das Effizienzargument näher anzuschauen, denn ganz wird sich der Einsatz von ICT in der Aus- und Weiterbildung dieser Diskussion nicht entziehen können.

Potenziale

In der Aus- und Weiterbildung kann ICT unter Umständen in folgenden Bereichen zu einer Effizienzsteigerung führen:
  • Distributionskosten: Neue elektronische Publikationsmöglichkeiten ermöglichen einfacheres Publizieren von Unterrichtsmaterial
    • Skripte als elektronische Dokumente: Skripte können elektronisch zur Verfügung gestellt werden.
    • Print on demand: Drucken auf Bestellung ermöglicht Kleinauflagen bei denen keine teuren Lagerkosten anfallen.
    • Drill and Practice Übungen werden nicht mehr auf Papier, sondern auf Desktops, Notebooks, Handhelds und vielleicht bald auch auf Mobiltelefone verteilt.
  • Informationsverarbeitung: Neue elektronische Kommunikations- und Publikationsmöglichkeiten erhöhen die Effizienz der Informationsverarbeitung.
    • Abschreiben immer seltener nötig: Digital vorhandene Informationen müssen nicht mehr von Hand abgeschrieben werden, sondern können effizient kopiert werden.
    • Administrative Abläufe wie Online-Anmeldungen lassen sich mit ICT effizient gestalten.
  • Reisetätigkeit: Neue elektronische Kommunikationsmöglichkeiten können gewisse Reisen ersparen.
    • Telefonieren: Telefonieren gehört bereits so lange zum Alltag, dass es gar nicht mehr als Tätigkeit wahrgenommen wird, die Reisen einsparen kann.
    • Videokonferenzen: Mit Hilfe von Videokonferenzen sind Vorlesungen über Distanz möglich. Somit können entweder die Zuhörenden oder die Referierenden Reisen einsparen.
  • Distance Learning und Heimarbeit sind zwar nicht erst seit ICT möglich, werden aber dadurch stark vereinfacht.
  • Raumkosten können gesenkt werden,
    • wenn der Raumbedarf durch Distance Learning und Heimarbeit sinkt,
    • wenn bisher wenig genutzte Räume wie Gänge und Mensa durch persönliche Notebooks und Funknetzwerke zu Arbeitsräumen für Einzel- und Gruppenarbeiten werden.

Nutzung des bereits Vorhandenen

Der Einsatz von ICT würde sich nicht lohnen, wenn die gesamte Infrastruktur (Hardware, Software, Vernetzung) für nur eine der oben genannten Einsatzmöglichkeiten neu beschafft werden müsste. Der Aufwand und die Kosten wären viel zu hoch. Heute ist die Ausgangslage anders als vor zehn Jahren. Die Infrastruktur ist zu einem immer grösseren Teil bereits vorhanden:

  • 86% der Schweizer VolksschülerInnen haben zu Hause Zugang zu Computern. (Quelle: [Niederer2003], Stand 2001)
  • 51% der amerikanischen 12-17 Jährigen nutzen täglich das Internet (Quelle: [Lenhart2005], Stand: 2004)
  • 62% der Schweizer 14-19 Jährigen nutzen täglich das Internet (Quelle: Bundesamt für Statistik, Stand: 2003)
  • 32% der amerikanischen 12-17 Jährigen nutzen täglich Instant Messaging Dienste (Quelle: [Lenhart2005], Stand: 2004)
  • 80% Prozent der 13 - 18 Jährigen in Kriens (LU) besitzen ein eigenes Handy (Quelle: Sonntagszeitung, 9.10.2005, Stand 2005)

Diese Zahlen zeigen deutlich, wie verbreitet ICT-Infrastruktur unter den Jugendlichen heute bereits ist. Diese Durchdringung wird in Zukunft weiter zunehmen.

Ist die ICT-Infrastruktur bereits grösstenteils vorhanden, so verlagert sich der Fokus bei der Nutzung von ICT von einem vorgängig notwendigen Zusatzaufwand zum möglichen Zusatznutzen:
  • Früher lautete die Frage oft: "Lohnt sich dieser technische Aufwand wirklich?"
  • Heute heisst die Frage: "Wie lässt sich die vorhandene Infrastruktur zusätzlich nutzen?"

Keine falschen Hoffnungen auf Kosteneinsparungen

Bei der Diskussion um mögliche Effizienzsteigerungen muss aber auch deutlich vor falschen Hoffnungen gewarnt werden. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass in verschiedener Hinsicht keine Kosteneinsparungen möglich waren:
  • Das Erstellen von qualitativ hoch stehendem Unterrichtsmaterial kostet. Technisch gesehen lassen sich digitale Unterrichtseinheiten auf jedem privaten Computer ohne professionelle Hilfe erstellen. Dies führt zur gefährlichen Annahme, dass für digitale Unterrichtseinheiten keine professionelle Unterstützung mehr notwendig sei. Was bei einem Buch die Grafikerin und die Lektorin übernimmt, soll nun bei digitalen Medien die Autorin selbst übernehmen, so die Überlegung.
  • Digitales Material bedarf aufgrund der technischen Entwicklung ständiger Überarbeitung. Wechselnde Programmversionen und Plattformen erfordern öfters eine Aktualisierung bzw. Formatumwandlung von digitalem Unterrichtsmaterial.
  • Das Betreuen von virtuellen Unterrichtsphasen benötigt Ressourcen. Wenn Schüler/-innen oder Studierende auf virtuellen Lernplattform Arbeiten publizieren, in Diskussionsforen diskutieren oder Prüfungen ablegen, so erfordert dies eine Betreuung durch Dozierende oder Tutor/-innen. Der dafür benötigte Aufwand wird oft unterschätzt oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen.

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