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Lernargument

14 Sep 2019 - 08:04 | Version 5 |

Dieses Argument kann auf der Seite DiskussionLernArgument diskutiert werden.

Definitionen

ICT und Medien bieten vielfältige Lehr- und Lernpotenziale. Medien, Computer, Internet und mobile multimediale Kleingeräte wie Digitalkamera, MP3-Player und Mobiltelefon bieten vielfältige Potenziale für Lehr- und Lernprozesse. Die oben erwähnten veränderten Anforderungen an die allgemeinen Bildungsziele bedingen entsprechende Unterrichtsmethoden und den Einsatz von Medien. Eine Schule im Kontext der Informationsgesellschaft nutzt diese Potenziale situations- und stufengerecht.
Von D-EDK Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz im Lehrplan 21

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Alte und umstrittene Frage

Die Frage, ob und wie ICT das Lernen fördern ist so alt wie umstritten. Über den so genannten didaktischen Mehrwert von ICT wird seit Jahrzehnten geforscht, geschrieben und diskutiert. Es existieren zahllose Untersuchungen, die einen didaktischen Mehrwert beim Einsatz von ICT ergeben haben. Daneben wurden aber auch zahlreiche Studien durchgeführt, die keinen höheren Lernerfolg ermittelten oder sogar einen verminderten Lernerfolg bei der Verwendung von ICT festgestellt haben.

Weitgehend Einigkeit herrscht bei folgenden Aussagen:
  • ICT alleine ergeben keinen didaktischen Mehrwert. Nur bei geeignetem Einsatz ist ein Mehrwert erzielbar. Die Erkenntnis, dass das blosse zur Verfügung stellen von Computern das Lernen in keiner Weise verbessert, hat sich unterdessen weitgehend durchgesetzt.
  • Der didaktische Mehrwert ist nicht die einzige Begründung für den Einsatz von ICT in der Schule. Zu Beginn der Computerentwicklung war der didaktische Mehrwert oft die einzige Begründung für den Einsatz in der Schule. Mit der zunehmenden Verbreitung von Computer und Internet gewannen auch andere Argumente an Gewicht. LebensweltArgument, ZukunftsArgument und EffizienzArgument liefern alternative Begründungen für den ICT-Einsatz. Dies hat die ultimative Forderung nach dem didaktischen Mehrwert etwas abgeschwächt.
  • Einfache Erklärungen sind meist zu vereinfachend. Je länger über Wirkungen von ICT geforscht wird, desto mehr zeigt sich, dass einfache Erklärungsmodelle die Wirklichkeit nicht abzubilden vermögen. Die Vorgänge und Zusammenhänge beim Lernen sind vielschichtig und komplex. Entsprechend differenziert muss ein Untersuchungsdesign sein, um sinnvolle Ergebnisse ergeben zu können. Diese Erkenntnis sollte beim Lesen der untenstehenden Argumente berücksichtigt werden.

Möglichkeiten für didaktische Mehrwerte durch ICT-Einsatz

Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten für didaktischen Mehrwert durch ICT- Einsatz aufgezeigt:
  • ICT kann verschiedene Repräsentationsformen fördern. Mit Hilfe von Visualisierungen und Simulationen sind mit ICT neben symbolischen auch ikonische und enaktive Repräsentationen möglich. Dies kann das Verständnis fördern und damit das Lernen begünstigen.
    Gegenthese: Schlecht eingesetzt, kann ICT auch zu eintöniger Repräsentation führen.
  • ICT ermöglicht multimedialen Unterricht. Mit Hilfe von ICT können unterschiedliche Sinneskanäle angesprochen werden. Somit erhöhen sich die Chancen, dass die Lernenden mit Hilfe ihrer präferierten Sinneskanäle lernen können.
    Gegenthese: Die parallele Beanspruchung mehrerer Sinneskanäle kann auch zu einer kognitiven Überlastung führen. Multimedia ist nicht in jedem Falle lernförderlich.
  • ICT erhöht die Werkzeugvielfalt beim Lernen. Dies erhöht die Möglichkeiten der Lernenden, sich das zu Lernende mit einem geeigneten Werkzeug anzueignen.
    Gegenthese: Mehr Werkzeuge erhöhen nur den Aufwand, garantieren aber noch keinen didaktischen Mehrwert.
  • ICT vereinfacht die Wiederverwendung und Aktualisierung von Unterrichtsmaterial. Dadurch können Qualität und Aktualität des Unterrichtsmaterials erhöht werden. Durch den Austausch von Unterrichtsmaterial können Lehrpersonen zudem gegenseitig voneinander profitieren und lernen.
    Gegenthese I: Durch ICT ist der Aufwand zur Erstellung von Unterrichtsmaterial gestiegen, da eine perfektere Darstellung erwartet wird. Diese erhöht aber den Lernerfolg nicht unbedingt.
    Gegenthese II: Der Austausch von Unterrichtsmaterial unter Lehrpersonen scheitert nicht primär an technischen Hürden. Es bedarf einer Haltungsänderung der Lehrpersonen. ICT alleine hilft hier nicht viel.
  • ICT kann die Motivation der Lernenden erhöhen. Mit Hilfe von ICT kann das Interesse und die Lernmotivation erhöht werden.
    Gegenthese: Oft erschöpft sich der Motivationsschub nach kurzer Zeit, weil es sich nur um einen Neuigkeitseffekt (Hawthorne-Effekt) handelt, der nicht lange anhält.
  • ICT bietet neue Möglichkeiten für ausserschulisches Lernen. Die immer mobileren und verfügbareren Geräte und insbesondere die zunehmende Vernetzung ermöglichen neue Formen des ausserschulischen Lernens. Didaktische Szenarien können somit die ausserschuliche Welt der Lernenden integrieren und damit auch die Chancengleichheit erhöhen.
    Gegenthese I: Ausserschulisches Lernen kann auch ohne ICT (z.B. mit Büchern) gefördert werden.
    Gegenthese II: Ausserschulisches Lernen mit ICT bedingt aber private ICT-Infrastruktur. Damit wird die Chancengleichheit verringert, nicht erhöht.
  • ICT fördert erweiterte Lernformen (ELF). Damit kann sowohl die Eigenaktivität der Lernenden gefördert als auch eine Individualisierung des Unterrichts bezüglich Tempo oder Inhalt erreicht werden. Beides sind anerkannte Methoden zur Förderung des Lernerfolgs.
    Gegenthese: Beides kann auch ohne ICT erreicht werden.
  • Mit ICT kann sich die Rolle der Lehrpersonen weg von Wissensvermittlung hin zum Coach entwickeln. Beim individualisierten Unterricht sind die Lehrpersonen nicht mehr Mittelpunkt und Autorität, sondern BegleiterInnen und BeraterInnen.
    Gegenthese: Die Rolle der Lehrperson kann auch ohne ICT verändert werden und ICT genügt nicht um die Rolle der Lehrpersonen zu verändern.
  • Der Einsatz von ICT fördert die Medienkompetenz der Lernenden. Diese Medienkompetenz fördert wiederum ihre Fähigkeit zu selbst gesteuertem und mediengestütztem Lernen.
    Gegenthese: Diese Begründung ist nur sinnvoll, wenn ICT-Einsatz auch aus anderen Gründen lernförderlich ist. Ansonsten handelt es sich um einen Selbstzweck.
  • ICT ermöglicht sofortige Rückmeldungen. Sofortige Rückmeldungen fördern das Lernen.
    Gegenthese: Es besteht die Gefahr, dass das Lernen auf maschinell überprüfbare Fertigkeiten und Kenntnisse ausgerichtet wird (Teaching-to-the-Test-Effekt).
  • ICT ermöglicht sanktionsfreie Rückmeldungen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Lernende einem Computer gegenüber keine negativen Gefühle entwickeln, selbst wenn ihnen dieser wiederholt und unerbittlich ihre Fehler aufzeigt. Bei einer Lehrperson ist das Hinweisen auf Fehler oft mit einer Kränkung der Lernenden verbunden.
  • ICT ermöglicht eine genauere Erfassung des individuellen Lernfortschritts. Somit haben die Lehrpersonen bessere Möglichkeiten, ihre Interventionen frühzeitig und präzise auf die Bedürfnisse der Lernenden auszurichten.
    Gegenthese: Es besteht die Gefahr, dass das Lernen auf maschinell überprüfbare Fertigkeiten und Kenntnisse ausgerichtet wird (Teaching-to-the-Test-Effekt).

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