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Lebensweltargument

14 Sep 2019 - 09:44 | Version 7 |

Zum Lebensweltargument gibt es folgende Seiten, auf denen diskutiert werden darf:

Definition

Das Internet gehört in die Grundschule, weil es (wie andere Medien auch) erhebliche Bedeutung in der gegenwärtigen kindlichen Erfahrungswelt besitzt.
Stephan Wöckel im Buch Internet in der Grundschule (2002) im Text Pädagogisch-didaktische Grundlegung auf Seite 158 (Biblionetz:t03532)

Biblionetz

Fallbeispiel: Aus einem Tag der Schülerin Ada

Montagmorgen 7:00. Ada reibt sich die Sandmännchen aus den Augen, nachdem sie eine sanfte Melodie aus ihrem Handy geweckt hat. Es ist ihr neuer Lieblingssong, den sie sich erst gestern vom Internet herunter geladen hat. Aber wie jeden Montagmorgen kommt die arme Ada kaum aus dem Bett. Gestern Abend hatte sie lange mit ihrer besten Freundin gechattet - das hat sie nun davon... Als sie endlich in der Küche ankommt, ist es schon ziemlich spät. ... aber da war doch noch was? Ach ja, sie hatte dem Vater versprochen, die Dokumentationssendung von National Geographics aufzunehmen. Eigentlich hat sie ihrem Vater schon mehr als einmal erklärt, wie das mit der Fernprogrammierung im Internet des neuen Harddisk-Recorders funktioniert - aber eben ... Vater kommt schon mit der Einstellung der Sommerzeit beim Radioweckers kaum zu Gange. smile Auf der digitalen Wetterstation sieht sie, dass es heute ein warmer Tag zu werden scheint - die dünne Jacke genügt also. Noch ein Küsschen für die Mutter und ein kurzer Blick in die Schultasche - Schulbücher, Handy, Hausaufgaben, Pausenbrot, MP3-Player ... alles da - und ab geht’s im Laufschritt zur Busstation.

Im Schulbus dann das übliche Gedränge. Das SMS-Gepiepse um sie herum nervt sie total. Zudem kursieren auch abscheuliche Bilder auf den Handys, die sie gar nicht sehen will. Sie schätzt es auch nicht, wenn Jungs von ihr Fotos machen und diese dann untereinander austauschen. Sie wollte das auch schon mit ihren Eltern und der Lehrerin diskutieren. Aber sie hat oft das Gefühl, dass die Erwachsenen manchmal gar nicht mitbekommen, was da um sie herum in dieser Beziehung so alles abgeht ...

Sie entschliesst sich, in ihre Traumwelt einzutauchen. Auf ihrem geliebten MP3-Player hat sie sich eine beachtliche Musiksammlung aus MP3's zusammengestellt. Sie hat viele Songs aus dem Internet aber auch Klassiker aus Papas und Mamas CD-Sammlung. Sie lädt sich die Playlist "Balladen" und versinkt noch ein wenig in Träumereien.

In der ersten Lektion lernen sie etwas über das Aussterben der Berggorillas. Sie hat im Fernsehen einmal eine Dokumentation zu diesem Thema gesehen. Die zwei Stunden vergehen im Flug und Ada beschäftigt das Thema so stark, dass sie sich vorgenommen hat, zuhause im Internet mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

In der grossen Pause diskutiert sie mit ihren Kolleginnen über das Wochenende, über Jungs, die neusten Videoclips im Fernsehen und die neue Staffel von GZSZ. Bei den Jungs nervt sie , dass die oft nur über neue Computerspiele und ihren Highscores auf der Spielkonsole unterhalten. Sie hat zwar auch ein paar Computerspiele, aber mehr Zeit verbringt sie hinter dicken Büchern.

Zuhause angekommen, schaut ihr Bruder gerade fern und spielt gleichzeitig ein Online-Spiel auf der portablen Konsole, somit ist der Internet-PC frei. Sie macht sich gleich auf die Suche nach mehr Informationen über das Leben von Berggorillas. Dank guter Suchstrategien lässt sie sich durch die vielen Treffer der Suchmaschine nicht verwirren und schon bald hat sie einige sehr informative Seiten gefunden. Besonders fasziniert betrachtet sie Kurzvideos aus einem Forschungscamp in Uganda. Beim WWF findet sie ein Computerspiel zum Thema Berggorillas, das ihrer jüngeren Schwester gefallen könnte. Das Thema beschäftigt sie weiter und sie formuliert ihre Gedanken in ihrem Weblog. Bereits nach wenigen Stunden trudeln erste Kommentare ihrer Freundinnen auf dem Weblog ein.

Aber die Hausaufgaben haben sich leider immer noch nicht von selbst erledigt. Auf der Buddylist ihres Instant-Messengers sieht sie, dass einige ihrer Kolleginnen online sind. Bald sind sie alle im Web-Chat und gemeinsam organisieren sie die Aufgabenteilung für den Gruppenvortrag im Geografieunterricht. Ein paar Jungs aus der Klasse unterhalten eine eigene Klassenhomepage, wo sie wieder einmal ein paar gute Links findet und ihr hilft, die Hausaufgabe schneller als gedacht zu erledigen. Nach dem Austausch von Dokumenten und Bildern verabschieden sie sich mit „lol“ „cu2night?“ und „hdmg“. Vor dem Abschalten checkt sie ein letztes Mal ihre E-Mail. Und siehe da, ihre Freundin hat ein Digitalbild von der letzten Schulreise geschickt, wo sie sich beide lachend umarmen. Sie freut sich riesig über die Überraschung und schreibt ihr gleich zurück.

Jetzt hat sie aber genug von PC und Internet. Nach dem Essen schaut sie zuerst noch fern, bevor sie ins Bett geht um noch in ihrem Buch zu lesen. Danach löscht Ada das Licht und lässt sich mit ihrem MP3-Player in den Schlaf wiegen.

Lebensweltargument Concept Map

Der Bericht aus einem normalen Tag von Ada zeigt auf, wie Kinder und Jugendliche heute mit Medien und ICT umgehen. Dabei konnte nur ein Ausschnitt aus der Medienvielfalt aufgezeigt werden, mit denen Kinder und Jugendliche heutzutage umgeben sind und welche sie täglich selbstverständlich nutzen.

Es ist zu beachten, dass die Art der Mediennutzung ständigen - zum Teil relativ raschen - Veränderungen unterworfen ist. Bis vor wenigen Jahren wurden SMS von Jugendlichen rege benutzt. Aktuell belegen neuste Studien, dass Instant-Messaging eine neue zentrale Rolle bei der Kommunikation unter Jugendlichen zukommt. Weblogs stehen bereits vor der Tür... Die Concept Map Lebensweltargument zeigt die vielschichtigen Nutzungsbereiche von Medien und Informations- und Kommunikationstechnologien in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen auf.
  1. ICT bieten Kinder und Jugendlichen neue Möglichkeiten der Publikation und Kommunikation. Sie können eine mehr oder wenige konsumierende, passive Rolle als Konsumenten einnehmen oder aber auch eine aktive als Produzenten von Inhalten und Kommunikationsanlässen. Dies beeinflusst das Denken und Handeln nachhaltig.
  2. Kinder und Jugendliche sind mit einer immer stärker werdenden Digitalisierung unserer Gesellschaft konfrontiert, die in alle Lebensbereiche hineingreift. Diese Automatisierung, Formalisierung und Virtualisierung verlangt vielschichtige Kompetenzen im Umgang mit neuen digitalen Angeboten und Dienstleistungen.
  3. Medien und ICT verändern die Gesellschaft. Marc Prensky unterscheidet dabei zwischen Computer Natives und Computer Immigrants. Heutige Kinder und Jugendliche, welche mit ICT aufwachsen, nehmen diese nicht mehr explizit als Technik wahr und gehen dadurch viel selbstverständlicher damit um, als die Generation ihrer Eltern. Diese musste sich diese Fertigkeiten mit besonderem Aufwand aneignen. Damit sind die Rollen vertauscht: Die älteren Computer Immigrants lernen von den jungen Computer Natives.
  4. Die Selbständigkeit der Jugendlichen bei technischen Themen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Lehrpersonen und Eltern eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines emanzipierten Medienverhaltens spielen. Gemeinsam muss Schule und Elternhaus Kinder und Jugendliche zu verantwortungsbewussten Menschen erziehen und Möglichkeiten und Grenzen, Chancen und Gefahren der heutigen Medien und der immer weiter fortschreitenden digitalen Welt aufzeigen.
Der Umgang mit ICT und neuen Medien wird für Kinder und Jugendliche nur dann zu einem wesentlichen Element ihrer Entwicklung zu vernunftbegabten und mündigen Menschen, wenn Eltern und Schule in diesem Prozess des Seins und Werdens unterstützend aber auch regulierend einwirken. Dies setzt voraus, dass Eltern und Lehrpersonen sich selbst aktiv laufend mit neuen Technologien und ihren gesellschaftlichen Konsequenzen auseinandersetzen.

Weiterführende Links

Concept Map zum Download

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